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Angioödem

Das ACE-Hemmer/ Sartan induzierte Angioödem: ein Überblick

  

Symptomatik

ACE-Hemmer oder Sartan induzierte Angioödeme sind akute Flüssigkeitsansammlungen in tieferen Schichten der Haut oder Schleimhaut, die zu sichtbaren Schwellungen führen. Betroffen ist hiervon häufig der Kopf-Hals-Bereich, die Schwellungen können aber auch in anderen Arealen der Haut oder an Schleimhäuten z.B. des Magen-Darm-Trakts auftreten. In der Regel sind solche Schwellungen nicht lebensgefährlich. Treten sie jedoch im Bereich der Zunge, des Rachens oder Kehlkopfes auf, kann ein Angioödem aufgrund der möglichen Erstickungsgefahr lebensbedrohlich für den Patienten werden.

Im Unterschied zu allergischen (Histamin-vermittelten) Angioödemen, tritt bei ACE-Hemmer oder Sartan induzierten Angioödemen kein Juckreiz und auch keine Nesselsucht (Urtikaria) auf.

 

Häufigkeit

Studien zufolge entwickeln in Europa etwa 0,1-0,7% der Patienten, die einen ACE-Hemmer einnehmen, unter der medikamentösen Therapie ein Angioödem. Trotz dieser eher geringen Zahl treten Schätzungen zufolge in Deutschland pro Jahr etwa 20.000-35.000 Fälle von ACE-Hemmer induzierten Angioödemen auf. Der Grund hierfür sind die hohen Anwendungszahlen von ACE-Hemmern. Das Angioödem-Risiko unter der Einnahme eines Sartans ist Studien zufolge etwas niedriger wie das unter einer ACE-Hemmer Therapie und liegt bei ca. 0,3%.

Ursachen 

Eine zentrale Rolle bei der Entstehung der ACE-Hemmer oder Sartan induzierten Angioödemen spielt Bradykinin, ein Gewebshormon, das unter anderem gefäßerweiternd wirkt. Normalerweise wird Bradykinin hauptsächlich durch das Angiotensin Converting Enzym (ACE) abgebaut. Während der Einnahme eines Hemmers von ACE (ACE-Hemmers) ist der Abbau von Bradykinin gestört. Der erhöhte Bradykininspiegel im Blut kann letztendlich die Entstehung von Angioödemen begünstigen. Der genaue Mechanismus durch den Sartane Angioödeme verursachen ist bislang nicht bekannt. 

Warum allerdings die Einnahme eines ACE-Hemmers nicht bei allen Patientinnen und Patienten ein Angioödem auslöst, trotz eines erhöhten Bradykininspiegels im Blut, ist bislang nicht bekannt. Unklar ist auch, warum nur etwa 50% der Patientinnen und Patienten das Angioödem innerhalb der ersten Wochen nach Beginn der medikamentösen Therapie entwickeln, während es bei anderen erst nach Monaten oder sogar Jahren auftritt. 

Man geht deshalb davon aus, dass die Ursachen dieser Angioödeme in einem Zusammenspiel aus erblichen (genetischen) Faktoren, persönlichem Lebensstil und Umgebungsfaktoren begründet sind.


Risikofaktoren
 

In bisherigen Studien wurden bereits erste nicht-genetische Risikofaktoren berichtet, die mit dem Auftreten von ACE-Hemmer oder Sartan induzierten Angioödemen verbunden waren. So besteht für ältere Menschen (> 65 Jahre), Raucher und Frauen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von ACE-Hemmer induzierten Angioödemen. Andererseits haben Menschen mit einer Diabetes Erkrankung ein niedrigeres Risiko, ein ACE-Hemmer induziertes Angioödem zu entwickeln. 

Auch die Ethnizität (Abstammung) der Patienten spielte eine Rolle in Bezug auf das Risiko ein Angioödem zu entwickeln. So haben mehrere Studien gezeigt, dass Patienten mit afrikanisch-amerikanischer Abstammung im Vergleich zu europäischen Patienten ein ca. 4-5fach höheres Risiko hatten, ein ACE-Hemmer induziertes Angioödem zu entwickeln. 

Die genetischen Risikofaktoren, die zur Entstehung des ACE-Hemmer oder Sartan induzierten Angioödems beitragen sind dagegen weitestgehend unbekannt. Bisherige Studien konnten zwar einige genetische Varianten identifizieren, die mit ACE-Hemmer induzierten Angioödemen verbunden waren. Jedoch konnte keine dieser bisher gefundenen Varianten eindeutig in einer weiteren unabhängigen Studie bestätigt werden. Ein Grund hierfür könnte z.B. sein, dass die meisten dieser Studie nur eine kleine Patientenzahl untersuchten.

Behandlung  

Im Moment gibt es kein zugelassenes, spezifisches Medikament für die akute Behandlung eines ACE-Hemmer oder Sartan-induzierten Angioödems. Kortikosteroide, Antihistaminika und Adrenalin (oder Adrenalinderivate), die bei den allergischen (Histamin-vermittelten) Angioödemen oft therapeutisch wirksam eingesetzt werden, zeigen in der Regel bei Bradykinin-vermittelten Angioödemen keine bzw. kaum Wirkung.